Allgemein, Für den Kopf

Eine Hommage an die Exfreunde

…und Exfreundinnen dieser Welt.

Sängerin Adele formulierte in ihrem Lied:

adele

 

und richtete diesen lieben Wunsch an ihren Exfreund. Mir, so wie vielen anderen auch, fällt es sehr schwer so zu denken. Die Schmerzen und das Leiden nach einer Trennung führen dazu, dass wir eher negative Emotionen mit unseren ehemaligen Liebschaften verbinden, ihnen so kaum Gutes wünschen können.

Doch fand ich zu dieser Thematik durch Zufall einen dieser seltenen wertvollen Anstöße, die es schaffen einem die Augen zu öffnen. Dadurch konnte ich meine Wut einfach verpuffen lassen, statt sie weiter in mir kochen zu lassen. Kate Rose war diejenige welche. Sie schrieb einen Artikel mit dem frechen, viel aussagenden Titel „Ein “Danke” an alle Typen, die nicht die Eier hatten, mit mir zusammen zu sein

Einen Link zum Text gebe ich hier nicht, da ich nicht nur den Titel sondern auch ein paar der Formulierungen für sexistisch und unpassend erachte. (Wer unbedingt rein lesen möchte, fragt Google um Hilfe) Nichtsdestotrotz hat er mich in meinem Denken und Fühlen weiter zu Adeles Herzlichkeit gebracht, als alle anderen Bücher der letzten Jahre und so möchte ich euch einen kleinen Einblick in meine Welt und die Inhalte des Artikels geben.

adele

“Sometimes it lasts in love but sometimes it hurts instead“ – Adele

Jeder Mensch den wir treffen und in unsere Komfortzone lassen, hat einen Einfluss auf uns. “We met for a reason, either you’re a blessing or a lesson.”, sagte schon Frank Ocean dazu. Der andere ist also entweder ein Segen für unser Leben oder eben eine Lektion. Das ist leicht dahingesagt, bedenkt man die Komplexität von zwischenmenschlichen Beziehungen und doch ist es die grundlegende Aussage Kates Textes. Sie bedankt sich für all die Männer, die ihr aufgezeigt haben, wie es nicht sein soll, für all die Erkenntnisse und das Selbstbewusstsein, dass sie durch die Erfahrungen und Verletzungen gewann.

Und so saß ich vor kurzem mit einer neuen Freundin in einem Café und berichtete ihr von dem unendlichen Schmerz, den meine große Liebe in mir hinterließ. Ich erzählte was er mir alles angetan hatte und wie sehr ich darunter litt. Doch lebe ich (zum Glück) nicht bei Sex and the City. Meine Freunde klopfen mir nicht permanent auf die Schultern und sagen mir, was mein Ego so gerne hören mag. Und auch dieser wertvolle Mensch hier vor mir zählt zu diesem Kreis, denn sie fragte mich, ob ich weiß, warum er so gehandelt hat, was in ihm wohl vorging und was ich aus dieser Erfahrung mitgenommen habe.

Ich stutzte erst und erwiederte dann: „Er war laut eigener Aussage überfordert und hatte große Angst. Es war wohl vermutlich eine Kurzschlussreaktion. Ich hatte aber, trotz des unendlichen Schmerzes, wirklich eine der schönsten Zeiten meines Lebens so alleine in Barcelona, nachdem er mich einfach in Spanien ausgesetzt hatte.“ Sie lächelte. Unsere Blicke schweiften nach draußen, irgendwo fern hinweg. Nach einer kurzen Stille sagte sie: „Er hat dir damit ein Geschenk gemacht.“

Ok, also DAS musste ich erst einmal sacken lassen!

Nachdem wir ein Jahr lang eine schreckliche Beziehung geführt hatten, hatte er nicht nur sich, sondern auch mich befreit von der Abhängigkeit, in die wir uns begeben hatten. Ja, das ist wahr. Aber als Geschenk konnte ich diesen harten Abschluss und die Behandlung, die mir zuteil wurde, dann doch nicht sehen.

Manchmal vergisst man in seinem Abschlussbericht einer Beziehung und des abgelegten Partners gerne mal die eigenen begangenen Fehler und auch das Verständnis für die des anderen. Ja, wir brauchen auch die Wut nach einer Trennung um eine emotionale und gedankliche Ablösung vom Partner zu schaffen. Doch nach einer angemessenen Zeit sollte man hoffentlich fähig sein, sein Gleichgewicht wieder zu finden, sich selbst offen zu reflektieren und aus dem Geschehenen zu lernen.

An diesem Punkt der Trennungsbewältigung sieht man nicht nur die negativen Seiten des Auseinandergehens, sondern man ist sich auch der positiven Aspekte bewusst. Es ist eine Chance über sich selbst zu lernen, denn man kann noch so viele Ratschläge von Mutti und Co. bekommen oder sich belesen – manchmal müssen wir im Leben auf die Nase fallen, um es beim nächsten Mal besser zu wissen. Und weiß Gott – ich habe meine Erfahrungen machen können.

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Aber wie kam es nur zu meinem Talent der unpassender Partnerwahl (zum Zweck der Beziehungsvermeidung, siehe auch diesen Text dazu)? Meine Eltern haben leider keine funktionierende Ehe geführt und ich kannte auch sonst keine glückliche Partnerschaft in meinem Umfeld. Es blieb mir verwehrt zu lernen, was es heißt, sich bei einem anderen Menschen vollends geborgen zu fühlen und fallen lassen zu können. Im Gegenteil – ich lernte, dass intelligente, wunderschöne Frauen wie meine Mum betrogen werden, wenn sie nicht dem Ideal des anderen entsprechen, oder sein Ego ankratzen. Dass es immer eine hübschere, neue, interessantere Option außerhalb der 2er-Beziehung gibt. Dass nichts sicher ist. Sich zu binden, sich zu öffnen, Schmerz und Enttäuschung bringt.

Zudem erlebte ich bei meinem Versuch aus dieser kaputten Welt auszubrechen, mehrfach sexuelle Übergriffe, als ich in so jungen Jahren alleine in der Welt unterwegs war. Meine Realität brachte mir also schon so zeitig bei, dass ich für Männer immer verfügbar bin. Sie sich nehmen, was sie wollen, unabhängig von meinen Wünschen. Dass es gefährlich ist, mit ihnen alleine zu sein, ihnen zu vertrauen, denn sie werden ihre Chance ergreifen und mich ihnen zu Eigen machen.

Nichts hat mir als Erwachsene mehr geschadet, als die Zerstörung meines Vertrauens in der Jugend. Scham- und Schuldgefühle entstanden zudem noch und führten zu einer Selbstabwertung.

Mein Leben war fortan bestimmt von dieser Angst, jederzeit wieder überfallen werden zu können, wieder diese Hilflosigkeit zu spüren, dieses Ohnmachtsgefühl. Und es passierte auch immer mal wieder. Selbstredend hatten diese Erfahrungen nicht nur Folgen für meine Psyche, für die Entwicklung einer Angststörung, für die Fähigkeit in partnerschaftlichen Beziehungen vertrauen zu können, sondern auch Folgen für meine Sexualität und Selbstwert. Ich war überzeugt davon immer attraktiv sein zu müssen und sexuell verfügbar, sonst betrügt der Partner oder verlässt einen gar. Das hatte ich ja so gelernt.

Oft, viel zu oft, lese und höre ich nun von (stumpfen) unreflektierten Männern, die sich darüber empören, dass Frauen so zickig, anstrengend und eifersüchtig seien. Das weibliche Geschlecht hingegen kämpft mit der vermeindlich empathielosen, harten Eigenart der Männer. Aber sind wir nicht alle Opfer unserer Lebensgeschichte? Wie soll eine Frau, die nie Vertrauen gelernt hat, es auf Anhieb abspielen können, wenn ein komplett fremder, neuer Mensch in ihr Leben tritt? Man soll locker und entspannt in Beziehungen gehen, ohne zu große Erwartungen und sich bloß treu bleiben. Aber wie soll man selbstbewusst man selbst sein, wenn auch im 21.Jahrhundert immer noch alle Medien propagieren, dass man als Frau vornehmlich immer perfekt auszusehen und willig zu sein hat? Und wie soll ein Mann, der nur auf Kälte und Härte von einer sexistischen Gesellschaft getrimmt wird, auf einmal Selbstreflektion und Einfühlungsvermögen zeigen?

Das soll keinesfalls eine Entschuldigung für unmoralisches Verhalten sein. Jeder handelt selbstständig in letzter Instanz und trägt damit auch die Verantwortung. Fakt ist aber, es gibt immer Gründe und Auslöser für ein Verhalten. Ratgeber – Gedankenanstöße für Veränderungen sind gut, aber am Ende können wir Entscheidungen nur selbst treffen, uns nur selbst beibringen, wie man es besser macht. Das läuft leider oftmals auf dem harten Weg ab, über die vielen Beziehungsleichen, die aufgrund unserer Unreife in die Brüche gingen.

Also nehmt euch ein Beispiel an almighty Adele und wünscht den menschlichen Lektionen in eurem Leben, dass sie irgendwann zu ihrem Glück finden, auch wenn ihr es nicht wart. Ja auch wenn ihr selbst nur ihre Lektion und nicht Segen wart. Quält euch um Gottes Willen nicht mit unnötiger Reue, sondern seid ihnen dankbar, dass ihr durch sie reifen und euch selbst etwas mehr finden konntet.

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Und so ziehe ich den Bogen zu dem Anfangs erwähnten Text:

Ich werde euch immer dafür dankbar sein, dass ihr versucht habt, mich zu verändern. Dadurch habe ich gemerkt, dass ich genauso wie ich bin, völlig richtig bin.

Ich bin euch so dankbar, dass ihr versucht habt, mich zu verändern. Mich zu der Frau hinter dem Mann zu machen. Denn in eurem Schatten habe ich gemerkt, dass ich nicht weniger als ein gleichberechtigter Partner sein sollte. Ich kann für viel mehr Ärger in dieser Welt sorgen, wenn ich einen Mann an meiner Seite habe, der meine Originalität zu schätzen weiß.

Danke, dass ihr Angst vor meiner Intelligenz und der Tiefe meiner Gedanken hattet. Dadurch habe ich gelernt, dass es einen Unterschied macht, ob jemand mein Aussehen oder das Gefühl, das ich der Person gebe, liebt oder ob er mich meinetwegen liebt.

Ich bin dankbar für jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, von einem Mann nicht das zu bekommen, was ich brauchte. Denn ich bekam es tatsächlich nicht. Nur indem ich sah, was ich nicht bekam, wurde mir klar, was ich wirklich wollte.

Ich bin dankbar für die die Unsicherheiten, die euer Handeln in mir zum Vorschein gebracht haben. Denn ohne sie wäre ich nicht die Frau, die ich heute bin.

Indem ich darauf achtete, welche Emotionen das Verhalten anderer in mir hervorrief, konnte ich entscheiden, wie ich fühlen wollte. So habe ich gelernt, dass mich niemand zwingen kann, mich irgendwie zu fühlen, wenn ich es nicht zulasse.

Danke, dass ihr mir geholfen habt, zu der starken und selbstbewussten Frau zu werden, die ich heute bin.“

adeleDieser Auszug geht raus speziell an meinen schwedischen Exfreund:
Danke, dass ihr mich in meiner Einsamkeit allein gelassen habt,
damit ich zu mir zurückfinden konnte.

Und ich muss zugeben, ich werde nun doch emotional in diesem Moment. Dieser Mann hat so viel in mir gebrochen. Aber eben auch nichts, was nicht bereits Bruchstellen hatte. Sonst wäre ich wohl auch nicht bei einem so unpassenden Partner gelandet. Ich kann mittlerweile die positiven und negativen Seiten der Beziehung realistischer einschätzen und begann irgendwann zu verstehen, dass die Trennung nicht plötzlich und unerwartet über uns beide hereingebrochen ist.

Meine Bekannte hatte also schlussendlich Recht: Er hat mir ein Geschenk gemacht. Ich habe mich nur durch ihn auf die Reise zu mir selbst begeben und erkundet, warum es mich immer zu den falschen Männern treibt, warum ich Probleme habe zu Vertrauen und das starke Bedürfnis spüre mich in Partnerschaften ihrem Ideal anzupassen. Ich bin durch die Erfahrung mit ihm mehr ich selbst, als ich es seit meiner Teenagerzeit und meinen einschneidenden Erfahrungen war und dafür bin ich ihm dankbar. Er hat mir quasi mich selbst zurück geschenkt.

“Don’t cry because it’s over, smile because it happened.”

― Dr. Seuss

Nichtsdestotrotz blieben Wunden oder Narben zurück und das ist auch völlig in Ordnung so. Wer schon einmal im Leben Liebeskummer in Folge einer Trennung vom geliebten Partner erlebt hat, weiß, welche grausamen Schmerzen mit dem Ende verbunden sein können und dass diese nicht einfach plötzlich verschwinden.

Ähnlich wie nach dem Tod eines Partners, müssen um eine Trennung vollends zu bewältigen, der Verlust akzeptiert, viele Veränderungen bewältigt und das Leben neu geordnet werden. Hat man diese Schritte bewältigt, kann man angeschlagen aber klüger in eine neue Lebenshase starten. Wenn wir dann sogar irgendwann Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit, für die vielen schönen Momente empfinden können und eine Erklärung für das gemeinsame Scheitern der Beziehung oder die Verhaltensweisen beider gefunden haben, sind wir als Menschen gereift und bringen diese Erfahrungen bewusst oder unbewusst in eine spätere Beziehung und deren Gestaltung ein.

I’m selfish, impatient and a little insecure. I make mistakes, I am out of control and at times hard to handle. But if you can’t handle me at my worst, then you sure as hell don’t deserve me at my best.

– Marilyn Monroe

Bei all den negativen Erfahrungen, kann ich es nun kaum erwarten, irgendwann “den Richtigen” zu finden, dann, wenn ich bereit dafür bin. Jemanden, der mich so mag wie ich bin, mit allen Schrullen und Eigenheiten, mit meinen Ängsten und meiner Vergangenheit. Einen Partner, der jede Eigenschaft lieben wird, den Exfreunde zu unterdrücken versucht haben.

Mein Sarkasmus und Wissensdurst, meine unzähligen Pflanzen, Archäologie- und Psychologiebücher, ebenso wie meine Picard-Star Trek Sammelbox und meinen unbändigen Wunsch zur Rebellion gegen Ungerechtigkeiten – all das kommt inklusive. Ich hoffe ihr da draußen habt alle schon jemand Nettes an eurer Seite, oder findet ihn/sie bald schon.

“Der richtige Mann wird all die Dinge an dir lieben,
von denen der falsche Mann eingeschüchtert war.”

– Unbekannt

adele

 

Bis dahin liebe ich mich einfach selbst…

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40 Kommentare auf "Eine Hommage an die Exfreunde"

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